Im Bäuerlichen Jahreskreis waren die Kinder eines Hofes fix eingeplante HelferInnen. Viele Aufgaben rund um den Flachsanbau lag in Kinderhänden. Für manch ein Bauerskind war die Arbeit lästige Pflicht, aber sie markierte auch Übergänge. Je nach Alter wurden dem angehenden Bauern oder der jungen Bäuerin andere Dienste übertragen. Das machte natürlich auch stolz.
Nicht heimlich still und leise, sondern mit großem Hofstaat wurden der Hausrat und auch die Aussteuertruhen der Braut am Tag der Hochzeit zum neuen Zuhause der Brautleute gebracht. Bis in die 60er Jahre des letzten Jahhunderts war es im Mühlviertel üblich, dass die Braut zur Hochzeit von ihrer Familie mit Flachs und Leinen beschenkt wurde. Es war ein Schatz, ihr ganz persönlicher Besitz, eine Lebensversicherung, die die Frau einlösen konnte wenn die Not am größten war.
Kein Bauernhaus im oberen Mühlviertel oder dem Bayrischen Wald war komplett ohne diverse Heiligenfiguren. In der Zimmerecke wachte ein Kruzifix über die Familie, unter dem Giebel oft die Jungfrau Maria in einer kleinen Nische und über dem Esstisch bewegte sich…
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Aus der gesunden Ernährung auch auch aus so manch einer Hausapotheke ist der nicht wegzudenken, der Leinsamen. Wer zum ersten Mal mit Flachs experimentieren möchte, ist daher oft geneigt, einfach die Müslibeiganbe anzupflanzen. Was auch wunderbar funktionieren kann wenn man Öllein ernten möchte. Für eine optimale Faserausbeute bleibt sollte man zu etablierten Faserleinsorten greifen. Experimentierfreudige und vor allem geduldige GärterInnen können aber auch ihre ganz persönliche Flachssorte selektieren.
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Wer Jahr für Jahr Textil im eigenen Garten ernten will, muss kein Großbauer sein. 10 m2 Flachs reichen aus, um im Bestfall 2,5 Kilo Flachsfasern und bis zu 4 m2 Leinen sein Eigen zu nennen. Nicht einmal ein besonders grüner Daumen ist von Nöten, den Flachs ist ein äußerst genügsamer Zeitgenosse und schön ist er auch noch. Also ran an die Schaufeln.
Wenn ich an einem kalten Herbstabend am Spinnrad sitze und Flachs spinne, genieße ich die Stille und freue mich an meinem Hobby. Das Spinnen ist für mich Entspannung. Wenn die Frauen des Mühlviertels vor 100 Jahren am Spinnrad saßen, war es Arbeit. Für manche war es schöne Arbeit aber mit Müßiggang hatte Spinnen selten etwas zu tun. Ein paar Zeitungsartikel zwischen 1912 und 1929 und viel Herumrechnerei geben ein gutes Bild von der Realität der Flachsarbeit.
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